Das PwC Maschinenbau-Barometer liefert interessante Einblicke in die aktuelle Lage der Branche. Die Investitionen verzeichnen eine Stagnation, während die Expansionsinvestitionen in Asien deutlich an Zugkraft verlieren. Trotzdem gibt es einen leichten Anstieg der Stimmung in der Branche. Allerdings bleibt der Kostendruck nach wie vor die größte Herausforderung für Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Mehrheit der Maschinen- und Anlagenbauunternehmen erwartet positive Entwicklung im zweiten Quartal
Der deutsche Exportsektor zeigt zu Beginn des zweiten Quartals 2023 eine ermutigende Aufwärtstendenz im Vergleich zum Jahresanfang. Insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau sind die Unternehmen wieder zuversichtlicher, was eine positive Entwicklung betrifft. Trotzdem sind zahlreiche Unsicherheiten nach wie vor präsent und prägen die Branche. Laut dem aktuellen Maschinenbau-Barometer von PwC Deutschland bleibt jeder dritte Entscheidungsträger sowohl für die deutsche als auch für die globale Konjunktur pessimistisch eingestellt. Dies führt zu einer vorsichtigen Vorgehensweise bei Investitionen seitens der Unternehmen.
Investitionsflaute: China verzeichnet stagnierende Investitionen
Die Eskalation des Ukraine-Konflikts hat dazu geführt, dass sieben von zehn befragten Unternehmensleitern zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz planen. Die Unternehmen beabsichtigen, ihre Abhängigkeit von externen Energiequellen zu reduzieren und ihre betriebliche Effizienz zu verbessern, um mögliche Versorgungsengpässe zu bewältigen. Darüber hinaus steht die Stärkung der Cyber-Sicherheit im Fokus der Entscheidungsträger, um sich vor möglichen Cyber-Bedrohungen zu schützen. Die Umstrukturierung der Lieferketten ist ebenfalls von großer Bedeutung, um die Auswirkungen geopolitischer Unsicherheiten auf die Geschäftsabläufe zu minimieren.
Die Notwendigkeit gezielter Eingriffe in bestehende Systeme und Prozesse, möglicherweise sogar eine Infragestellung von Elementen des Geschäftsmodells oder der Unternehmensstrategie, wird von Dr. Klaus-Peter Gushurst, dem Leiter des Bereichs Industries and Innovations bei PwC Deutschland, betont. Er erklärt, dass mutige Investitionen unverzichtbar sind, da die zunehmende Investitionszurückhaltung aktuell die Achillesferse der Branche darstellt.
Laut den Umfrageergebnissen plant zwar die überwiegende Mehrheit der Manager Investitionen, jedoch ist ihr Anteil im Vergleich zu den letzten fünf Jahren rückläufig. Besonders bedenklich ist der Tatsache, dass der Anteil der Investitionen am Gesamtumsatz mit 5,8 % den niedrigsten Wert seit 2018 aufweist.
Gemäß der Umfrageabschluss sollen Investitionen vorrangig in die Weiterbildung der Mitarbeiter (60 %) fließen. Zudem liegt der Fokus auf der Steigerung der IT-Sicherheit und der weiteren Digitalisierung des Geschäftsmodells. Die Investitionsmaßnahmen konzentrieren sich bei fast der Hälfte der Befragten auf den Bereich Robotik, bei 42 % auf Cybersicherheit und bei ungefähr einem Drittel auf 3D-Druck oder Cloudlösungen. Technologien wie Drohnen und Blockchain spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.
Trendwende: Erste Hinweise auf eine mögliche Entflechtung
Aufgrund wachsender internationaler Spannungen und Herausforderungen bei Lieferketten und der Verfügbarkeit von Vorprodukten und Komponenten ergeben sich veränderte Investitionsstrategien in neue Märkte. Diejenigen, die eine Expansion planen, fokussieren sich hauptsächlich auf Europa (53 %) und Nordamerika (57 %). Im Vergleich zum Vorjahr ist Asien als Investitionsziel jedoch deutlich weniger attraktiv geworden (49 % im Vergleich zu 72 %).
Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries and Innovations bei PwC Deutschland, äußert die Möglichkeit, dass sich erste Anzeichen einer Entflechtung vom asiatischen Markt, insbesondere China, zeigen könnten. Er weist darauf hin, dass die Fragilität der globalen Handelswege mittlerweile bekannt ist. Insbesondere im Maschinenbau empfiehlt Gushurst, frühzeitig Szenarien zu durchdenken und Maßnahmen zur Steigerung der Unabhängigkeit und Resilienz zu ergreifen, um eine größere Flexibilität zu erlangen.
Wende zum Besseren: Umsatzprognose für 2023 zeigt positiven Trend
Die Teilnehmern der Umfrage sehen eine positive Entwicklung der Umsätze in der Gesamtbranche und in ihren eigenen Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal. Die durchschnittliche Umsatzerwartung für die Gesamtbranche im kommenden Jahr liegt bei 1,2 %, was einen Anstieg von über 4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal bedeutet. Mehr als die Hälfte der befragten Maschinenbauer (57 %) glaubt nun an eine positive Entwicklung, was den höchsten Stand seit Ausbruch des Ukraine-Krieges darstellt. Allerdings liegt die Umsatzprognose immer noch deutlich unter dem Niveau vor Kriegsbeginn, das bei 7,2 % lag. In Bezug auf das eigene Unternehmenswachstum zeigen sich die Managern optimistischer: Sechs von zehn gehen von einem Umsatzplus im Jahr 2023 aus, mit einer durchschnittlichen Erwartung von 2,9 %.
Laut Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries and Innovations bei PwC Deutschland, besteht die Möglichkeit einer positiven Entwicklung. Er merkt jedoch an, dass die aktuellen Rahmenbedingungen äußerst fragil sind. Es besteht weiterhin das Risiko, dass Inflation, hohe Energiekosten, die Verfügbarkeit von Vorprodukten und Preisschwankungen die Dynamik des Wachstums beeinträchtigen könnten.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, sehen sich die befragten Unternehmen wie erwartet einem erheblichen Kostendruck als größtes Wachstumshemmnis gegenüber. Zudem befürchten 59 % der Entscheider, dass die Kosten im zweiten Quartal weiter steigen werden. Diese Entwicklung erschwert es, sinkende Preise zu realisieren. Dennoch planen mehr als die Hälfte der Befragten, ihre Verkaufspreise stabil zu halten. Die Unternehmen arbeiten nach wie vor mit einer hohen Kapazitätsauslastung, die im Durchschnitt bei 89,1 % liegt und nur knapp unter dem Rekordwert des vorherigen Quartals liegt. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen, die an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten, im Vergleich zum Vorquartal um 9 Prozentpunkte gesunken und erreicht mit 43 % den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren. Dies deutet darauf hin, dass Effizienzmaßnahmen, insbesondere im Bereich des Energieverbrauchs und der Produktionsplanung, erfolgreich umgesetzt wurden.