Die Real I.S. AG, Gesellschaft für Immobilien Assetmanagement mit Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt München, ist mit Marco Kramer, dem Leiter für Research der Frage nachgegangen, wie sich das Miteinander, das Nebeneinander beziehungsweise das Konkurrenzverhältnis zwischen stationärem Einzelhandel und Onlinehandel im Internet zukünftig darstellt. Ausgangspunkt für diese Bewertung ist der Beginn des Onlinehandels vor einem Vierteljahrhundert mit Gründung der ersten Amazon-Webseiten. Wie hat der Einzelhandel bisher auf seine Onlinekonkurrenz reagiert, und welche Trends sind für die kommenden Jahre zu erwarten.
Die Antworten von Marco Kramer auf sechs Fragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Das Wachstum im Onlinehandel war bis zu Beginn der 2010er Jahre geradezu rasant. Zeitweise betrugen die jährlichen Zuwachsraten mehr als 30 Prozent. Seit einigen Jahren und momentan schwächt sich die Wachstumskurve jedoch deutlich ab.
Der Onlinehandel stößt zurzeit, auch bedingt durch sein vielfältiges Angebot an Waren und Produkten sowie durch die hohe Zahl an Händlern, an seine Grenzen. Der stationäre Einzelhandel profitiert wieder zunehmend von einstigen Konsummustern. Zu denen gehören örtliche sowie regionale Verbundenheit, persönliche Beratung, Nachhaltigkeit, Fair Trade sowie der vermehrte Wunsch nach Kommunikation und einer emotionalen Kundenbindung.
Die GfK, Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung mit Sitz in Nürnberg hat ein 2015er Wachstum im Einzelhandel von knapp anderthalb Prozent ermittelt. Für das Jahr 2016 ist die Aussicht vergleichbar positiv. Zu den Wachstumsmagneten gehören Deutschlands vier Millionenstädte sowie Großstädte wie Düsseldorf, Frankfurt am Main oder Stuttgart. Der Urbanisierungstrend unterscheidet in Schwarmstädte, in Ober- sowie in Mittelzentren. Sie alle versorgen die Konsumenten in ihrem Umfeld und bieten ihnen eine örtliche Kundenbindung.
Käuferreichweite sowie Marktdurchdringung des Onlinehandels haben dem Einzelhandel zu schaffen gemacht. Die notwendige Professionalisierung der Einzelhändler hat zum Omni-Channeling geführt. Das ist ein Mix aus stationären und aus Online-Vertriebskanälen wie Website, Smartphone und E-Mail.
Einzelhandelsimmobilien bieten, im Gegensatz zum virtuellen Marktplatz, im doppelten Sinn einen Ort des Handelns. Sie entwickeln sich zunehmend zu individuellen Lifestyle-Destinationen.
Moderne Shoppingcenter-Konzepte bieten den Kunden einen öffentlichen Marktplatz bei einem attraktiven Aufenthaltserlebnis mit Hotellerie, Gastronomie, Unterhaltung & Freizeit als Ankerelemente. Ein solches reales Leben kann der Onlinehandel ganz einfach nicht bieten.
Bildnachweis: © unsplash.com – Atikh Bana